Stipendiumvergabe 2009 – Jannik Glasmacher

Eitorf Stiftung lobt Stipendium aus

Im Rahmen der Abiturfeier des Siegtal-Gymnasiums vergab die Eitorf Stiftung ihr erstes Stipendium. Es ging an Jannik Glasmacher, der die Reihe der Stipendiaten mit einem Abiturdurchschnitt von 1,1 eröffnet. Von nun wird die Eitorf Stiftung an aus jedem Abiturjahrgang des Siegtal-Gymnasiums eine Schülerin oder einen Schüler fördern. Das Stipendium ist mit insgesamt 3.000 Euro dotiert. Bewerben kann sich, wer einen Abiturdurchschnitt von 1,9 oder besser aufweist und gemäß den Statuten der Stiftung seinen Erstwohnsitz in Eitorf hat. Großen Wert legt die Stiftung auch auf ehrenamtliches und außerschulisches Engagement. Neben Jannik Glasmacher bewarben sich noch zwei weitere Schüler und eine Schülerin um das Stipendium. Auch sie sollten an diesem Tag nicht mit leeren Händen nach Hause gehen. Als Anerkennung für ihre Leistungen erhielten sie einen Gutschein für Fachliteratur in Höhe von je 100 Euro.

NEUE NACHRICHT STIPENDIUM 2009

Herr Jannik Glasmacher beginnt zum Wintersemester 2009/2010 ein Medizin-Studium an der Ludwig-Maximilians-Universität in München.

Wir wünschen Ihm dazu auf diesem Wege einen guten Start, viel Energie zum Durchhalten und einen erfolgreichen Abschluss.

BERICHT JANNIK GLASMACHER

Aller Anfang ist schwer – sagt man zumindest, und hat damit teilweise gar nicht mal Unrecht: Von Eitorf nach München, das bedeutet auch aus einer ländlichen Gemeinde in eine Millionenstadt, aus dem Elternhaus in die erste eigene Wohnung und aus einer Schule mit knapp 1000 Schülern an eine Uni, an der sich allein im Studiengang Humanmedizin jedes Wintersemester 1000 neue Studenten einschreiben. Zu Beginn des Studiums wurden wir mehrfach mit den Worten beruhigt, dass wir den schwierigsten Teil des Medizinstudiums (einen Studienplatz bekommen) bereits geschafft hätten – sehr aufmunternd wenn man am Anfang eines Studiums mit 12 Semestern Regelstudienzeit steht. Die ersten vier Semester, die sogenannte Vorklinik, sollen den Studenten das nötige Handwerkszeug mitgeben um sich anschließend in die Untiefen der Medizin stürzen zu können. So verbringt man viel Zeit in Laboren (Biologie, Chemie, Physik), lernt die fast vergessenen Sprachen Latein und Altgriechisch (Terminologie), bespricht lustige Theorien (Psychologie& Soziologie), lernt die Grundlagen menschlichen Lebens (Physiologie) und der Welt der Moleküle (Biochemie) sowie den Menschlichen Körper bis zum kleinsten Muskel kennen (Anatomie und Histologie). Die meiste Zeit habe ich im ersten Semester im Präparierkurs damit verbracht der Körper eines verstorbenen Spenders komplett zu sezieren und auswendig zu lernen. Generell ist die Fähigkeit möglichst viel Stoff in möglichst kurzer Zeit auswendig zu lernen in der Vorklinik definitiv von Vorteil, was zu relativ hohen Abbrecherzahlen gerade während des ersten Semesters führt.
Nach zwei Jahren erwartete mich mit dem ersten Teil des Staatsexamens, gemeinhin als Physikum bezeichnet, die erste große und vielleicht sogar größte Hürde des gesamten Studiengangs. An drei Tagen wird einem in 320 MC-Fragen und vier Stunden mündlicher Prüfung alles abverlangt was man in den vorangegangenen vier Semestern gelernt hat. Für mich persönlich war die Zeit vor und während des Physikums eine Qual. Es ging weniger darum, was man kann, sondern wie viel Zeit und Fleiß man mit stupidem Auswendiglernen und Kreuzchensetzten verbracht hatte – aber das Physikum in der Tasche zu haben ist trotzdem ein gutes Gefühl. Denn dann ist man endlich da wo man hinmöchte – in der Klinik. Direkt am Patienten wird nun äußerst praxisbezogen unterrichtet und in Kursen wie Blutabnehmen, Ultraschall und Notfallmedizin hat man auf einmal auch das Gefühl, etwas zu lernen, was man in seinem späteren Beruf auch durchaus gebrauchen kann. Die Vorklinik war nichtsdestotrotz ein notwendiges Übel – ohne Noten lesen zu können, ist es schließlich auch schwerer ein Instrument zu spielen.
Die letzten 3 Jahre vergingen wie im Flug, neben der Uni gibt es viele Dinge die man als Student genießen sollte. Viele Hochschulen haben ausgesprochen gute Sportprogramme, es gibt viele interessante Arbeitskreise und in den Fachschaften trifft man politisch motivierte und engagierte Kommilitonen die, rein ehrenamtlich, teilweise bemerkenswertes auf die Beine stellen. Ich habe meine Freizeit unteranderem als Tutor in meinem Wohnheim sowie als Tutorensprecher des Studentenwerks verbracht, bin der Fachschaft beigetreten um gegen Studienbeiträge zu kämpfen, habe im Klinikum als Nachtwache und im Lehrbereich Allgemeinmedizin als studentische Hilfskraft gearbeitet und nebenbei einen der schönsten Studienorte genossen. Mir bleiben drei weitere Jahre in einem an Abwechslung und praktischen Unterricht wohl kaum zu überbietendem Studiengang ehe mit dem Hammerexamen (2. Staatsexamen) die letzte Hürde zur Approbation wartet. Wie es danach weitergehen soll, ist noch ungewiss. Momentan strebe ich eine Ausbildung zum Facharzt für Pädiatrie an, allerdings bleibt die Rechtsmedizin ein Interessantes Fachgebiet und viele Fachbereiche werde ich in den nächsten Semestern überhaupt erst näher kennenlernen. Große Änderungen für alle Münchener Studenten kündigen sich dagegen aktuell an: die Studiengebühren stehen auf der Kippe und mit etwas Glück dürfen wir uns bald über das erste Semesterticket in der Geschichte der Stadt freuen.
Die Förderung durch die Eitorf Stiftung war mir auf meinem bisherigen Weg sicher eine große Hilfe und ich möchte mich hiermit nochmal herzlich bei allen Vorstandsmitgliedern und Entscheidungsträgern bedanken, auch für die Initiative junge Abiturienten auf ihrem ganz persönlichen Weg durchs Leben auf dem wichtigen Abschnitt der universitären Ausbildung zu unterstützen.
Jannik Glasmacher
München im November 2012